Nachruf

3. Mai 1997 Paulo Freire ist tot (19.9.1921 - 2.5.1997)

Mit großer Bestürzung haben Menschen in aller Welt vom Ableben Paulo Freires erfahren. Einer der großen Pädagogen unserer Zeit hat uns verlassen. Unzählige Menschen haben nach seiner Methode lesen und schreiben gelernt, unzählige Menschen haben durch ihn Impulse erhalten, sich aktiv in das politische Leben einzuschalten.

Er war der Pädagoge der Unterdrückten und vermittelte die Pädagogik der Hoffnung. Die Sozialpastoral Lateinamerikas und die Theologie der Befreiung wurden von ihm beeinflußt, nach seinen Konzepten arbeiteten die Alphabetisierungszirkel Brasiliens und Chiles. Von Diktatoren gehaßt mußte Paulo Freire fliehen, der Weltkirchenrat in Genf war ihm lange Zeit neue Heimat. Von dort unterstützte er die jungen, aus portugiesischer Kolonialherrschaft befreiten Staaten Afrikas und den Alphabetisierungskreuzug in Nikaragua. Als letzter Exilierter des brasilianischen Militärputschs von 1964 durfte Paulo Freire 1980 wieder nach Brasilien zurückkehren. Er war Mitbegründer der stärksten brasilianischen Oppositionspartei, der Partei der Arbeiter (PT).

In Europa beeinflußten die Gedanken Paulo Freires alle pädagogischen Bereiche: die Sozialarbeit, die Erwachsenenbildung, das Leben in der Schule, die außerschulische Jugendbildung, die Kindergartenarbeit. Seine Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt, die Zahl der Veröffentlichungen über ihn ist unermeßlich.

Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg hat Paulo Freire kurz vor seinem Ableben die Ehrendoktorwürde verliehen. Aus diesem Grund veranstaltete die  Universität im BIS-Saal eine Gedenkfeier, an der auch Paulos Witwe Ana Maria Araújo Freire teilnahm.

Joachim Dabisch (Vorstand der pfk)

Gedenkfeier für Paulo Freire am 7. Juli 1997



Ana Maria Araújo Freire (Sao Paulo) Dekan Prof. Dr. Wolf Dieter Scholz (Carl von Ossietzky Universität)